9.2 Inzucht

Allgemein lässt sich sagen, dass spezielle Farbausprägungen und andere besonders gefragte Merkmale bei Zuchttieren nicht selten mit einem grossen Inzuchtgrad verknüpft sind und teilweise schwerwiegende Konsequenzen für die betroffenen Tiere zeitigen. Sie stellen Erbdefekte dar, die grundsätzlich rezessiv vererbt werden. Dies bedeutet, dass die Merkmale sich im Phänotyp der Tiere nur auswirken, wenn zwei Merkmalsträger miteinander verpaart werden und gezielt auf sogenannte Homozygotie gezüchtet wird. Zur Erhaltung und Intensivierung bestimmter Zuchtformen werden daher oft verwandte Tiere verpaart. Dabei wird aber nicht nur bezüglich der gesuchten Erscheinungsformen auf Reinerbigkeit gezüchtet, vielmehr führt dies "zufällig" auch bei anderen Merkmalen dieser Tiere zu Homozygotie. Im Ergebnis kommen grundsätzlich rezessive Defekte, die sich bei heterozygoten Tieren gar nicht auswirken würden, aufgrund der Homozygotie vermehrt zum Tragen und werden mit grösserer Wahrscheinlichkeit an die Nachkommen weitergegeben. Gesunde Gene gehen dabei unwiederbringlich verloren. Durch den Genverlust können sich die Tiere mit Umwelteinflüssen weniger erfolgreich auseinandersetzen. Es kommt zu sogenannten Inzuchtdepressionserscheinungen wie erhöhter Krankheitsanfälligkeit, geringerer Fruchtbarkeit, geringerer Vitalität, herabgesetzter Lebenserwartung usw.

Die Inzucht-Problematik lässt sich etwa am Beispiel der schuppenlosen Bartagamen (Silkbacks) verdeutlichen. Silkbacks entstehen ausschliesslich durch Verpaarung zweier Leatherbacks (kleinschuppige Zuchtform) und nur dann, wenn beide DNS-Stränge die entsprechende Erbinformation tragen (homozygot). Statistisch gesehen trifft dies auf ein Viertel ihrer Nachkommen zu. Da nur diese Tiere für die weitere Zucht auf Schuppenlosigkeit eingesetzt werden können, ist der Genpool der Silkbacks extrem klein und die Inzuchtgefahr besonders gross.

Gerade auch bei speziellen Farbausprägungen (z.B. Spider-Pythons) werden aufgrund der geringen Auswahl an Zuchttieren immer wieder dieselben Tiere zur Zucht eingesetzt bzw. verwandte Tiere miteinander verpaart, um bei den Nachkommen dieselbe auffällige Färbung zu erzielen. Dadurch entsteht bei diesen Tieren ein hoher Inzuchtgrad. Inzucht birgt dabei immer das Risiko der Weitervererbung genetischer Schäden, womit negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Tiere in Kauf genommen werden müssen.

Published on 09.07.2014, 9:55:06.
Last updated on 14.08.2014, 9:38:25.
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